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    16.05.2013 SMI Motorsport News 
Interview mit Martin Hudy
SMI Motorsport News Interview mit Martin Hudy
 
Im Rahmen der XRAY-Challenge in Kirchhain ergab sich für uns die Gelegenheit zu einem Interview mit Martin Hudy, der als Chefentwickler verantwortlich für die neusten Versionen der beiden Onroad-Fahrzeuge NT1 und RX8 des slowakischen Herstellers XRAY ist.



Den vor kurzem am Markt eingeführten 2013er Versionen der beiden in der Vergangenheit bereits sehr erfolgreichen Fahrzeuge wurden für die neue Saison zahlreiche Verbesserungen spendiert, die zu einem noch effektiveren und einfachen Fahrverhalten beigetragen haben.
Die Rückmeldungen der Fahrer zu den neuen XRAY NT1 und RX8 waren durchweg positiv und bestätigen die von Martin Hudy eingebrachten Verbesserungen als Schritt in die richtige Richtung.
Ein bereits sehr gutes Rennfahrzeug weiter zu verbessern ist jedoch eine mitunter äußerst schwierige Aufgabe, da zum Teil sehr komplexe Zusammenhänge betrachtet und in Erwägung gezogen werden müssen.



Wir wollten daher von Martin Hudy wissen, wie er diese Aufgabe angegangen ist und was letztendlich zu den nun in Serie gegangenen Veränderungen geführt hat.



SMI: Martin, die neuen NT1 und RX8 sind von den Kunden hervorragend angenommen worden. Wie bist Du an die Aufgabe herangegangen, mit dem XRAY NT1 eines der besten Fahrzeuge der Klasse VG10 weiter zu verbessern?



M.H.: Im Falle des NT1 gab es keinen Grund die sehr bewährte und gute Fahrwerksgeometrie zu ändern, daher habe ich mich zu einem großen Teil an den bereits beim XRAY T4 erfolgreich eingeführten Verbesserungen orientiert und in der Hauptsache versucht den Fahrzeugschwerpunkt weiter abzusenken. Hierbei konzentrierte ich mich unter anderem auf die Stossdämpfer, die ja nun deutlich kürzer als noch beim alten NT1 sind und es uns ermöglicht haben, auch die Dämpferbrücken entsprechend flacher zu gestalten. Hierdurch ergab sich ein tieferer Fahrzeugschwerpunkt und bereits bei einem ersten Test mit einem mit Prototypenteilen umgerüsteten letztjährigen NT1 habe ich schnell festgestellt, dass sich das Fahrverhalten des Fahrzeugs hierdurch deutlich verbessert hat.



SMI: War der Unterschied der kürzeren Dämpfer wirklich so deutlich spürbar?



M.H.: Der Unterschied war auf jeden Fall spürbar, wenn auch nicht so deutlich wie bei einem 1:10 Elektro-Tourenwagen, da Nitro-Fahrzeuge aufgrund ihres höheren Gewichts grundsätzlich nicht ganz so sensibel sind, aber die Vorteile zeigten sich klar in den Rundenzeiten.
Auch der Reifenverschleiß reduzierte sich durch den niedrigeren Schwerpunkt, was ja mitunter ein sehr wichtiger Faktor sein kann.



SMI: Was hast Du noch vom T4 auf den NT1 übertragen können?



M.H.: Die Stossdämpfer und Federn sind ja der Bereich eines Fahrzeuges, der sehr starken Einfluss auf dessen Fahrverhalten hat und daher haben wir z.B. auch die Kolbenplatten der Stossdämpfer insofern modifiziert, als das diese nun einen etwas größeren Abstand zur Innenseite des Dämpferzylinders haben und auch die Löcher und das Volumen der Dämpfer den neuen Bedingungen angepasst wurden. Ebenfalls positiv wirkte sich die Tatsache aus, dass die Stossdämpfer an den Befestigungspunkten nun über etwas Spiel verfügen, wodurch sich die Traktion des Fahrzeugs deutlich verbessert hat.



SMI: Gab es noch andere Bereich, die eindeutige Verbesserungen gebracht haben?



M.H: Die Verbesserungen im Bereich der Dämpfer und Federn waren für sich betrachtet am deutlichsten zu spüren, wobei diese ja Auswirkungen auf mehrere Bereiche hatten, andererseits haben aber die vielen anderen kleinen Veränderungen an anderen Stellen in Summe ebenfalls deutlich dazu beigetragen, den NT1 einfacher und schneller fahrbar zu machen.
Das Ergebnis ist ja nicht nur hier in Kirchhain deutlich zu sehen, wo mir auf Anhieb sehr gute Rundenzeiten gelungen sind und ich in der Qualifikation nur ganz knapp von Dirk Wischnewski geschlagen wurde, denn auch Rico Kröber konnte ja bereits bei seinem letzten Rennen den Streckenrekord mit seinem neuen NT1 verbessern.



SMI: Das klingt sehr gut. Wie läuft es denn aktuell für dich hier bei der XRAY-Challenge in Kirchhain?







M.H.: Ich bin bisher sehr zufrieden und die Tatsache, dass ich auf Dirk Wischnewskis Heimstrecke nur so knapp hinter ihm liege, zeigt mir, dass wir mit dem NT1 auf dem absolut richtigen Weg sind und das Fahrzeug seinem Vorgänger deutlich überlegen ist, wobei Dirk seinen NT1 nach wie vor mit den alten Stossdämpfern fährt, da er hierfür ein gutes Setup hat, was aber durchaus ein Grund dafür sein kann, dass er als reiner VG10-Spezialist hier nun doch ein wenig unter Druck gerät.



SMI: Auch der RX8 wurde überarbeitet. Was war aus deiner Sicht die größte Verbesserung für euer VG8-Fahrzeug?



M.H.: Der RX8 war im Grunde vom Start weg ein sehr gutes Fahrzeug, dass weitgehend problemlos funktionierte. Die Kupplung verursachte jedoch hin und wieder bei einer nicht zu 100% perfekten Einstellung Schwierigkeiten. Da zum einen der Winkel des Belags und der Glocke nicht optimal waren und es zum anderen bei einer zu fest angezogenen Überwurfmutter für die Federvorspannung zu einer Berührung der Mutter mit der Kupplungsglocke kommen konnte, traten hier mitunter einzelne Defekte auf. Wir haben das Design der Glocke, des Belages und der Mutter nun verändert und zusammen mit der neuen Kupplungsfeder funktioniert die Kupplung jetzt sehr gut. Ansonsten verhält es sich mit dem RX8 ähnlich wie mit dem NT1. Die vielen kleinen Verbesserungen an verschiedenen Stellen haben das Auto in Summe deutlich besser und einfacher fahrbar gemacht. Da ich aus Zeitgründen selbst relativ wenig VG8 fahre, habe ich mich in vielen anderen Punkten auf das Feedback und die Anregungen unserer Teamfahrer verlassen, die mir hier eine große Hilfe waren.



SMI: Du hast erwähnt, dass viele der nun in Serie gegangen Verbesserungen vorher ausgiebig getestet wurden. Würde es aus Zeit- und Kostengründen nicht Sinn machen, Dinge die am Designcomputer und in der Theorie klare Vorteile versprechen, einfach in die Praxis zu übernehmen?



M.H.: XRAY ist eine Firma, die aufgrund der Tatsache, dass wir alle Teile selbst in unserer eigenen Firma herstellen, dazu in der Lage ist, Prototypenteile in kleiner Stückzahl vorab zu produzieren und die theoretischen Verbesserungen dann in der Praxis auf entsprechende Tauglichkeit hin zu testen. Dadurch heben wir uns sehr deutlich von unseren Mitbewerbern ab, die zum Teil nicht in der Lage sind solche Tests durchzuführen. Hierdurch können wir uns voll und ganz darauf konzentrieren, die besten Lösungen in der Praxis herauszufiltern und erst dann, wenn wir uns ganz sicher sind, diese in die Serie übernehmen.



SMI: XRAY ist einer der wenigen Hersteller, der nicht dem weit verbreiteten Trend anderer Hersteller folgt und viele Teile des Fahrzeugs aus Aluminium herstellt.
Gibt es hierfür einen bestimmten Grund?




M.H.: Der Grund hierfür ist sehr einfach, denn wir sind nicht zuletzt nach ausgiebigen Tests fest davon überzeugt, dass unsere Fahrzeuge in der aktuellen Konfiguration mit einem hohen Anteil an Kunststoffteilen besser funktionieren als mit Teilen aus Aluminium. Der Grund für andere Hersteller Aluminium als Werkstoff zu wählen liegt aus unserer Sicht eher darin, dass es sich einfacher bearbeiten lässt und man schneller und unkomplizierter auf Veränderungen reagieren kann, was natürlich bei einer Spritzform für Kunststoffteile deutlich schwieriger ist. Für uns ist es dagegen kein Problem die jeweiligen Spritzformen bei Bedarf entsprechend anzupassen und sofern neue Kunststoffteile vorab getestet werden müssen, verfügen wir auch in solchen Fällen über entsprechende Möglichkeiten zur Herstellung der erforderlichen Prototypenteile.



SMI: Noch ein paar Worte zur XRAY-Challenge. Wie schätzt Du bisher den Erfolg und den Verlauf dieser Veranstaltungsserie ein?



M.H.: Ich glaube, dass man die XRAY-Challenge bereits jetzt als vollen Erfolg bezeichnen kann. Der Lauf zur italienischen Ausgabe dieser Rennserie war bereits nach nur einem einzigen Tag kpl. ausgebucht und auch hier in Kirchhain ist mit 130 Fahrern ein wirklich beeindruckendes Starterfeld zusammen gekommen, worüber ich mich natürlich sehr freue. Aus meiner Sicht sind die lockere und offene Atmosphäre und die Möglichkeit Seite an Seite mit internationalen Top-Piloten diesem interessanten Sport nachgehen zu können die maßgeblichen Faktoren zum Erfolg solcher Veranstaltungen. Ich hoffe, dass wir auch in Zukunft noch viele weitere Veranstaltungen dieser Art erleben werden, zeigt es doch, dass sich sofern das Konzept stimmt, nach wie vor viele Fahrer aktiv zur Teilnahme an Nitro-Rennen motivieren lassen.



SMI: Vielen Dank Martin für deine Antworten. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg und alles Gute für die Zukunft.




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